Sonntag, 22. März 2009

Auf gehts, ab gehts, 3 Tage Wach!

Tätäräää!

Nach langer Pause geht's hier weiter! BLOG IST WIEDER AKTIV!
Am besten speichert ihr euch den Blog gleich oben in eurem Browser unter "Favoriten", weil hier geht es jetzt wieder ab!

Zum (Neu)Start gibt es ein ausführliches ATZEN MUSIK Interview!!



Die beiden Atzen Musiker „Arzt“ und „Manny Marc“ haben sich auf ein Interview mit Philipp von KinderCampus.de eingelassen. Was die beiden über ihre Tour, über den momentanen Stellenwert von Deutsch-Rap sowie die Entwicklung der Musikszene allgemein zu sagen haben, kannst du hier nachlesen.


Philipp: Die Tour zum neuem Album Atzenmusik heißt ja „Eine Ganz Normale Atze“. Was ist für euch ein ganz normaler Atze?
Arzt: Eine ganz normale Atze kann jeder sein. Wir wollen einfach nur damit zeigen, dass jeder eigentlich ein Atze ist. Du bist auch ein Atze.
Manny Marc: Genau. Jeder soll machen worauf er Bock hat, kann aussehen wie er will. Keiner wird schikaniert oder sonst was. Für uns sind alles Atzen! Alle Leute, die halt cool sind und ihr Ding durchziehen, sind Atzen.


Stimme aus der Ferne: Hey Arzt, draußen muss noch jemand in den Backstagebereich. Kannst du kurz mit raus kommen?
Arzt: Das wird grade kompliziert, weil ich grade im Interview bin. Danach…irgendwann…vielleicht. Achso, ey Dings, du hast einen Pass. Geh’ damit zum Tourmanager und sag da ist noch jemand der noch rein muss. Sag ihm das es dein Bruder ist. Entschuldigung, kann weiter gehen…


Philipp: Kein Problem. Und nach der Atzen-Definition. Seid ihr gegenseitig eure besten Atzen oder wer ist das?
Arzt: Also mein bester Atze ist der Typ im italienischen Restaurant, der hinten immer den Kaffee macht [grins].
Manny Marc: Da kann man jetzt nicht jemanden so speziell in den Vordergrund stellen. Eigentlich sind alles wirklich Atzen. Jeder Freund, auch wenn du ein Freund hast oder jemand anderes, das ist halt ein Atze. Andere sagen, hier ist mein Homie oder hier ist mein Freund oder hier ist mein Kumpel…Wir sagen halt Atze dazu. Das sind halt Leute mit denen man sich gut versteht.
Arzt: Man kann auch z.B. zu einem abgefreakten Jogger, der nachts über die Straße rennt, sagen „Guck mal, was das für ein kranker Atze“. Atze ist so ein Allround-Begriff wie Keule oder Alter. Atze hat aber noch was bestimmtes, ist eben eine bestimmte Art von Keule oder Alter.
Manny Marc: Ein Atze ist halt etwas Positives.


Philipp: Die Musik die ihr macht, habt ihr ja selbst Techno-Rap genannt. Erklärt mal das was Techno-Rap ist…
Arzt: Techno-Rap ist die Mischung aus elektronischen Beats mit „Four to the floor“ Beats, Raps drüber, viel Party, viel Konfetti…Das ist Techno-Rap. Wir machen schon immer sehr elektrolastige Musik und wir haben uns jetzt einfach den Begriff dafür ausgedacht.
Manny Marc: Techno-Rap machen wir eigentlich schon seit zehn Jahren. Also Wir kennen uns in dem Bereich auch sehr gut aus. Wir haben die Beats dazu gemacht, rappen drüber und den Begriff dazu erfunden, weil die Leute immer kein Bild davon hatten: „Was ist das für eine Musikrichtung: Ist das jetzt Hip-Hop oder Elektromusik?“
Arzt: Vor allem wurden wir auch immer in eine Sparte gedrückt. Wir machen aber auch normalen Rap wie z.B. Party-Rap. Deswegen haben wir gesagt, Techno-Rap beschreibt uns viel mehr. Bei Techno-Rap kannst du einfach über alles rappen…Da brauchst du nicht nur über eine Sache rappen. Wir haben uns zu sehr in in eine Ecke gedreht, wo wir nur auf schlimme Texte eingeengt wurden, obwohl das gar nicht so war.


Philipp: Eurer Album „Atzen Musik“ ist Party pur. Reichen euch eure Konzerte oder habt ihr noch regelmäßig privaten Party-Bedarf?
Arzt: Ich sag immer…Vor der Party ist nach der Party und nach der Party ist vor der Party. Wir machen halt immer Party, egal wann und wo. Wir arbeiten halt auch viel im Studio und nehmen Tracks auf. Aber irgendwie ist das ja auch Party. Wir haben einen Allround-Party-Job.
Manny Marc: Ansonsten sind wir noch als „Atzen-Djs“ unterwegs und rocken die Diskotheken und entertainen die Leute von unten bis oben.
Arzt: Wenn wir mal einen Auftritt gehabt haben, dann machen wir auch gern danach noch weiter Party und legen in einem anderen Club auf. Deswegen versuchen wir uns auch so viel wie möglich in Clubs unterzubringen, das wir wirklich in jedem Club spielen…Um jede Uhrzeit, an jedem Tag am besten…


Philipp: Auf dem Album „Atzen Musik“ gibt es unter anderem ein Feature mit dem Elektrolore- Künstler Alexander Marcus. Wie ist das Feature zu Stande gekommen?
Manny Marc: Ich hab ihn im Internet entdeckt, da hatte er grade sein erstes Video draußen gehabt. Dann hab ich ihn angeschrieben, so ist der Kontakt zu Stande gekommen. Kurz darauf haben wir zusammen zwei Songs aufgenommen: „Florida Lady“ für unser Album und „Tony der Rodelkönig“ für sein Album. Ist zum Beispiel auch ein Atze. Bisschen durchgeknallt, aber ein total netter Kerl.


Philipp: Bei ihm ist ja bekannt, dass hinter Alexander Marcus eine Kunstfigur steckt. Eigentlich ist er ein erfolgreicher House-Produzenten. Wie viel Kunstfigur steckt in Arzt und Manny Marc?
Arzt: Wir sind Künstler, von daher sind wir auch Kunstfiguren. Irgendwie haben wir alle eine Art von Trademark wie Comicfiguren. Wir leben aber diese Figur auch. Also es ist so, dass wir wirklich dieses Ding leben und ich glaub auch das Alexander Marcus das lebt… Und das es ein Teil von ihm ist, den er einfach rauslässt. Genauso ist es bei uns auch… Also wenn ich abends mit meinem Hund Gassi gehe, dann schmeiß ich auch nicht mit Konfetti um mich rum, aber trotzdem bin ich der Typ…Trotzdem bin ich dieser Atze. Das ist bei uns allen so, die zu unserem Umfeld gehören und z.B. bei unseren Musik-Videos mitmachen. Da gibt’s Leute die sich verkleiden, da gibt’s Leute die sich nicht verkleiden brauchen, weil sie so oder so schon lustig aussehen und manche die sich einfach nur verkleiden, weil sie Spaß am verkleiden haben. Wir schlüpfen dann sozusagen in die Rolle eine Superhelden.


Manny Marc: Man schlüpft dann erst in eine Rolle. Aber irgendwann ist man mit der Rolle so gut, dass man selbst anfängt die Rolle privat zu leben.
Arzt: Es gibt einen Superhelden, das ist Superman, der ist als Superheld geboren, der schlüpft dann tagsüber in die Rolle des „Normalos“ um sich zu verstecken. Und dann gibt’s die Superhelden, die als „Normalos“ geboren werden und dann in die Rolle des Superhelden schlüpfen…
So kannst du’s auch sehen. Wir sind als Superatzen geboren, wir sind die echten Atzen. Und wir brauchen nicht in die Rolle des Atzen zu schlüpfen, sondern wir sind die Atzen und schlüpfen dann eher in die Rolle des „Normalos“. Und dann gibt’s aber auch ganz viele Leute, die einen auf Atze machen oder jetzt auch einen auf Techno-Rapper machen wollen und die eigentlich aber „Normalos“ sind und dann in die Rolle des Techno-Rapper schlüpfen wollen. Also verdrehte Welt…Es gibt eben nur einmal Superman, das sind „Die Atzen“ und dann gibt’s noch die Badmans und Spidermans und wie sie alle heißen. Bei uns chillt vielleicht noch He-Man, der ist nämlich in echt ein echter Superheld [lacht].


Philipp: Noch mal kurz zurück zu Alexander Marcus. Könntet ihr euch auch vorstellen, dieselbe enge lachsfarbene Hose wie Alexander Marcus zu tragen?
Manny Marc: Wir sind teilweise noch schlimmer als Alexander Marcus. Wir tragen ja sogar pinkfarbene Jacketts mit Strass dran, Fühler auf dem Kopf und Lametta-Perücken, die aus Gold oder bunt sind. Wir sind mindestens genauso schlimm wenn nicht noch schlimmer vom Outfit her. Obwohl ich’s eigentlich gar nicht so schlimm finde. Ist halt sehr Juppy-mäßig.
Arzt: Ist halt ne Geschmackssache. Ist halt der Berliner-Ufa-Fabrik-Style [lacht].


Philipp: Ihr seid ja bei Kontor Records unter Vertrag. Unter anderem sind da ja auch Scooter und die Sheffield Jumpers am Start…
Arzt: Super nette Jungs.
Philipp: Könnt ihr euch auch was in die Richtung „Jumpstyle“ vorstellen?
Arzt: Wir haben sogar einen Jumpstyle-Track auf dem Album, der heißt „Enne menne Miste“ von Smoky und mir. Unsere Musik ist ja auch so die Richtung angehaucht, aber das jetzt nicht unser grundsätzlicher Style von Musik. Wir haben uns das so als Gimmick ausgedacht um den Leuten aus der Hip-Hop-Szene vor den Kopf zu stoßen. Nach dem Motto: Wenn wir jetzt auf Kontor ne CD raus bringen, dann machen wir doch auch einen Jumpstyle-Track. Eigentlich gehen wir aber mehr in die Richtung Hardcore-Techno und Oldschool-Electro.
Manny Marc: Party-Rap, Techno-Rap ist das im Prinzip.


Philipp: Gute Laune ist in euere Musik fest verankert. Bekommt ihr bei Konzerten wo keine Stimmung aufkommt, eigentlich schlechte Laune?
Arzt: Ich hab es ehrlich bisher noch nie erlebt, dass ein Konzert schlecht gelaufen ist. Selbst wenn die Anlage schlecht war…Wir sind auch keine Leute mit Starallüren, wenn es nicht gut läuft. Z.B. wenn der Sound nicht gut ist, wir ziehen es trotzdem durch. Und selbst wenn da nur zehn Mann vor der Bühne stehen, dann machen wir mit den zehn Mann Party.
Manny Marc: Dann holen wir die zehn Mann auf die Bühne und machen mit denen eine Privat- party…Geht ganz einfach. Wir wollen jeden zufrieden stellen. Jeder bekommt auch seine Unterschrift und geht zufrieden nach Hause.


Philipp: Kommen wir zu meiner nächsten Frage. Von euch sind ja bereits Unmengen an Alben und Mixtapes releast worden. Habt ihr eigentlich noch den Überblick wie viele es genau sind?
Arzt: Nee, weiß ich nicht[lacht]. Weiß ich echt nicht…Ich könnte es über den Daumen peilen, aber ich würde mich glaube ich voll verschätzen.


Philipp: In den letzten Jahren gab es mehrere Features von euch mit Aggroberlin-Künstlern. Könnt ihr mal das Beschreiben, wie da das Verhältnis aussieht…Und wer von Aggroberlin ist euer bester Atze?
Arzt: Wir haben alle zusammen angefangen in Berlin. Um 1997/1998 gab es so einen Keller, wo sich alle Rapper aus Berlin getroffen haben. Damals gab es noch keine Hype um Deutschrap, wie es heute der Fall ist. Da waren nur die ganzen Untergrund-Rapper vertreten: Kool Savas und MOR, die Westcoast-Rap mit lustigen und überdrehten Gangster-Lyriks gemacht haben…Dann gab es die Sekte bestehend aus Sido, B-Tight, Vokalmatodor, Rhymon Simon, die Battle-Rap gemacht haben... Taktloss war dann der erste, der Battle-Rap und Gangster-Rap vermischt hat. Dann gab es noch uns…Und wir haben halt viel in die Miami-Richtung gemacht: Schnelle Elektro-Beats und LA-Base-Zeug.
Manny Marc: Partymusik…
Arzt: Mit Aggroberlin kam das halt durch die gemeinsame Zeit. Es bestand eine Verbindung, dann hat sich wieder alles vermischt und eine große Szene geworden, was die Leute heute so kennen. Und daraus ist unter anderem auch Bushido, Mc Bastard, Mc Bogy und viele andere Leute entstanden. Also völlig verschiedene Stile: Battle-Rap, Horror-Rap, Street-Rap und unser Base-Elektro-Rap auch. Und dadurch kennt man sich einfach schon seit Jahren und arbeitet einfach auch ab und zu mal zusammen…
Und Lieblings-Atzen gibt’s bei Aggroberlin nicht. Ich finde Fler rappt’ zurzeit sehr gut.
Philipp: Ich meinte, dass ihr auch mal mit denen Party macht oder bleibt es doch bei der künstlerischen Zusammenarbeit?
Manny Marc: Die Musikgeschmäcker sind zu verschiedenen. Wir haben aber auch schon mal mit denen Party gemacht. Oder?
Arzt: Mit Fler war ich zweimal auf einer Party. Aber eigentlich gehen wir eher mal privat was essen …Wir sind dann eher private Freunde. Wir gehen halt auf Techno-Parties und die Aggroberliner eher auf Hip-Hop-Parties. Mit Sido sind wir dann doch nicht so eng, dass wir mit ihm auf ne Party gehen würden. Eher mit Bobby (B-Tight) und Fler, aber B-Tight geht nicht so oft auf Parties und Fler ist halt eher so der Hip-Hop-Mensch. Das sind halt so die Leute, mit denen man mal weggehen würde, aber dann geht man doch eher mal ein Steak essen. Ist auch cool…


Philipp: Viele Künstler haben ja die Musik an den Nagel gehangen aufgrund schlechter Verkaufszahlen, grade auch im Deutschrap. Wie seht ihr den Stellenwert von Deutschrap momentan? Wer steht an der Spitze?
Arzt: Weißt du was das Problem der Leute, die grade aufhören? Weil die nämlich nur angefangen haben um Geld zu verdienen. Die merken nämlich grade, dass sie damit kein Geld mehr verdienen. Wenn sie das aus Spaß machen würden, dann würden sie auch danach weiter machen…Wir haben angefangen Musik zu machen, wo wir damit kein Geld verdient haben. Ich bin ab und zu mal jobben gegangen und hab mich irgendwie über Wasser gehalten und habe nebenbei noch Tapes verkauft. Manny Marc hat eine Ausbildung gemacht und auch jahrelang hart gearbeitet. Wir haben trotzdem die Musik nebenbei gemacht und das Rappen zum Hauptberuf werden lassen…Weil wir es geliebt haben. Dafür sind wir auch berühmt geworden. Und ich finde, die Leute die jetzt aufhören, hören nicht auf weil die Musikindustrie tot ist, sondern weil sie sich grade verändert. Sie ist nicht am Ende, denn die Musikindustrie lebt ja noch. Du kannst Konzerte voll machen, du kannst Merchandise verkaufen, du kannst immer noch davon leben. Du kannst auch noch Tonträger verkaufen, das sieht man ja an Bushido. Bushido macht seit Jahren dasselbe, dafür muss man ihn respektieren…Und er hat auf jeden Fall seine Käuferleute bekommen, die noch Musik kaufen. Die Zukunft von Deutschrap…Puh, kann ich nicht sagen…
Manny Marc: Es wird sich auf jeden Fall alles noch weiter ändern. Tonträger verkaufen sich immer weniger, Downloads immer mehr. Damit müssen erstmal die Käuferschaft und die Industrie durchblicken und mit klar kommen. Das muss sich alles noch entwickeln. Die Leute müssen sich dran gewöhnen im Internet ihre Sachen runterzuladen und Geld dafür zu bezahlen. Und wenn das alles richtig vereinfacht wurde, dann wird das alles wieder vorwärts gehen. Das Internet ist die Zukunft, auf jeden Fall.


Philipp: Danke fürs Interview und viel Spaß beim Konzert.

Keine Kommentare: